Wie sieht die Zukunft der Arbeit aus? Wie zukunftssicher ist mein Job? Antworten auf diese Fragen gibt der aktuelle „Future of Jobs Report 2023“ des Weltwirtschaftsforums in Genf (WEF). Laut der Studie werden sich 25 Prozent aller Arbeitsplätze in den nächsten fünf Jahren verändern – was eine radikale Transformation bedeuten würde! Mittelstand Heute hat sich die Ergebnisse genauer angeschaut:
Studie gibt drastische Prognose zur Zukunft des Arbeitsmarkts
Der Studie zufolge erwarten Manager der befragten Unternehmen, dass in den nächsten fünf Jahren 69 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen und 83 Millionen abgebaut werden. Das würde einem Nettoabbau von 14 Millionen Arbeitsplätzen oder zwei Prozent der derzeitigen Beschäftigung entsprechen!
Wie kommt das WEF zu diesen Zahlen? Die Teilnehmer der Studie sehen vor allem in wirtschaftlichen Herausforderungen – wie der hohen Inflation, einem langsameren Wirtschaftswachstum und in Lieferengpässen – die größten Bedrohungen für Jobs. Demgegenüber stehen vor allem Makrotrends wie Nachhaltigkeit, ESG-Standards (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) und die Lokalisierung von Lieferketten, die die befragten Unternehmen als Haupttreiber von Beschäftigungswachstum angeben.
Berufe der Zukunft: Welche Technologien haben in Zukunft welchen Einfluss auf Jobs?
Ein weiteres Ergebnis der Umfrage des WEF ist, dass auch Digitalisierung und Automatisierung zu einem Nettozuwachs an Arbeitsplätzen führen werden. Potenziale für einen Abbau sehen die Herausgeber der Studie vor allem für traditionelle Berufe in Büros oder Sekretariaten, für Berufe an Schaltern, an Kassen oder für Berufe zur bloßen Erfassung von Daten.
Vor allem künstliche Intelligenz, Big Data und Cloud Computing werden den Studienergebnisse zufolge einen großen Einfluss auf die Berufe der Zukunft haben – hier sind sich 85 Prozent der Unternehmen sicher. Spannend: Alleine 50 Prozent der befragten Unternehmen gehen sogar davon aus, dass durch KI neue Stellen geschaffen werden! Nur 25 Prozent prognostizieren einen Abbau von Stellen durch KI.
Allerdings schreite die Digitalisierung und Automatisierung der Unternehmen langsamer voran als noch in der letzten Befragung 2020 vorausgesagt: Nach Schätzungen der Unternehmen in der Studie 2023 werden heute 34 Prozent aller geschäftsbezogenen Aufgaben von Maschinen erledigt. Zum Vergleich: 2020 gingen die Unternehmen noch davon aus, dass in den folgenden Jahren mit 47 Prozent fast die Hälfte der Aufgaben automatisiert sein würden.
2023 haben die Unternehmen ihre Erwartungen für die künftige Automatisierung nach unten korrigiert und erwarten, dass bis zum Jahr 2027 42 Prozent der Geschäftsaufgaben automatisiert sein werden. Das WEF fordert hier von Regierungen und Unternehmen Investitionen in Aus- und Weiterbildung, Umschulung und soziale Unterstützungsstrukturen, die den Mensch in den Mittelpunkt der Arbeitswelt der Zukunft rücken.
Wie wichtig das Thema KI inzwischen ist, zeigt die Erwartung der Teilnehmer, dass KI sogar Domänen des Menschen, wie Denken, Kommunizieren und Koordinieren – bei denen der Mensch traditionell im Vorteil ist – in Zukunft stärker automatisieren wird. Um KI, Big Data und Cloud Computing als Tool in Zukunft auch wirklich richtig einsetzen und um davon profitieren zu können, mahnt das WEF deshalb entsprechendes Technologie-Know-how an. Dies gelte auch für erneuerbare Energiequellen und die große Nachfrage für Berufe wie Ingenieure für erneuerbare Energien oder Berufe rund um Solarenergieanlagen und -systeme. Für diese Berufe gelte es weiter "grüne Kompetenzen" aufzubauen.
Ganzheitliches Nachhaltigkeits-Management? So geht's! Quelle: All for One Group/YouTube
Ist Ihr Job dabei? Das sind die Berufe der Zukunft
Welche Technologie wird die meisten Jobs schaffen? Für die befragten Unternehmen steht Big Data an der Spitze der Technologien, die zur Schaffung von Arbeitsplätzen beitragen werden: Alleine 65 Prozent der Umfrageteilnehmer erwarten eine Zunahme von Jobs in diesem Bereich. Die Beschäftigung von Datenanalysten und Datenwissenschaftlerinnen, Big-Data-Spezialisten und KI-Spezialistinnen für maschinelles Lernen sowie Cybersecurity-Experten werde bis 2027 voraussichtlich um durchschnittlich 30 Prozent zunehmen.
Derweil wird der digitale Handel den Ergebnisse zufolge für den größten Zuwachs an Arbeitsplätzen verantwortlich sein: Erwartet werden hier rund zwei Millionen neue Stellen – beispielsweise für Berufe im E-Commerce, der digitalen Transformation oder im digitalen Marketing.
Die technologische Schulung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Umgang mit KI und Big Data hat für 42 Prozent der befragten Unternehmen in den nächsten fünf Jahren Priorität. Über all dem steht die zunehmende Nachfrage nach den Soft Skills analytisches (48 Prozent) und kreatives Denken (43 Prozent), die für die Berufe der Zukunft wesentlich sein werden. Dass alle befragten Unternehmen diese zwei Skills gesondert betonen, gilt für die Studienherausgeber – in Kombination mit dem gefragten technologischen Know-how – als Fingerzeig für die Richtung der Arbeitswelt von morgen. Dies zeigt sich auch in den Profilen der Jobs.
Folgende Berufe haben für die befragten Unternehmen vor dem Hintergrund der oben beschriebenen makroökonomischen und technologischen Entwicklungen die größte Zukunft. Nachfrage besteht vor allem für Jobs mit hoher Spezialisierung:
-
Berufe in KI und maschinellem Lernen
-
Berufe rund um das Thema Nachhaltigkeit
-
Beruf Business-Intelligence-Analyst
-
Beruf Analyst für Informationssicherheit
-
FinTech-Ingenieure
-
Datenanalysten und -wissenschaftler
-
Beruf Robotik-Ingenieur
-
Beruf Big Data Specialist
-
Bediener landwirtschaftlicher Geräte und Maschinen
-
Fachkräfte für digitale Transformation
-
Beruf Blockchain-Entwickler
-
Beruf E-Commerce Specialist
-
Spezialisten für digitales Marketing und Strategie
-
Beruf Daten-Ingenieur
-
Kreative Berufe: Kommerzielle und industrielle Designer
Quelle Aufmacherbild: Unsplash