Drei Schilder Schilder vor einer Graffiti-Wand, auf denen steht: To Do, Doing, Done.

Praktischer Erfahrungsbericht Was ist agiles IT-Projektmanagement? Beispiel Onlineshop!

Wie Unternehmen ihre Onlineshops mit agilem IT-Projektmanagement erfolgreich weiterentwickeln und ihren E-Commerce professionalisieren.

Geschwindigkeit zählt – gerade im dynamischen E-Commerce-Umfeld. Während sich Trends und Kundenanforderungen kontinuierlich verändern, müssen Unternehmen in der Lage sein, zeitnah zu reagieren. Agiles Projektmanagement spielt dafür eine entscheidende Rolle. So können Unternehmen neue Services und Funktionen schneller bereitstellen und ihr Onlineportal jederzeit anpassen. Wie Agilität in der Praxis funktioniert, zeigt Mittelstand Heute am Beispiel von EagleBurgmann. Anregungen, wie auch Sie Ihren Onlineshop auf das nächste Level heben können, erhalten Sie außerdem im Web Talk Replay „Best Practices im B2B-Handel“.

Über das Projekt

Skalierbarer B2B-Onlineshop mit All for One

EagleBurgmann, einer der weltweit führenden Anbieter industrieller Dichtungstechnik, wollte auf einen skalierbaren B2B-Onlineshop wechseln. Im Rahmen des Go-Live und der früheren Beauftragung kristallisierte sich heraus, dass die Zusammenarbeit nicht den Erwartungen entsprach. Und so wechselte das Unternehmen kurzerhand zur All for One. Die beiden Partner verfolgen seither konsequent einen kollegialen und agilen Ansatz – mit vollem Erfolg, wie dieser Artikel zeigt.

Definition

Was bedeutet agiles Arbeiten?

Agile Methoden sind mittlerweile weit verbreitet, um Projekte und Organisationen zu managen. Ursprünglich stammen sie aus der Software-Entwicklung und eignen sich vor allem für große IT-Projekte, bei denen sich Anforderungen während des Projektverlaufs ändern können. Unternehmen, die agil vorgehen, sind in der Lage, jederzeit schnell zu reagieren. Dafür wird ein Projekt in viele kleine Bausteine, sogenannte Sprints, aufgeteilt und schrittweise umgesetzt. Das Team kommt regelmäßig zusammen, prüft das Ergebnis und passt den nächsten Schritt an die neuen Erkenntnisse an. Enge Zusammenarbeit, offene Kommunikation und kontinuierliche Optimierung spielen dabei eine Schlüsselrolle.

Warum ist agiles IT-Projektmanagement im E-Commerce wichtig?

E-Commerce-Projekte im B2B sind häufig komplex und erstrecken sich über einen längeren Zeitraum. Der gesamte Anforderungskatalog steht in der Planungsphase oft noch gar nicht fest. Auch die technischen Rahmenbedingungen können sich ändern. Das liegt daran, dass eine E-Commerce-Plattform Abteilungen im Unternehmen vernetzt, die zuvor über gänzlich andere Abläufe miteinander gearbeitet haben. Daraus ergeben sich im Verlauf der Zeit neue Prozess- und Schnittstellenanforderungen. Ein klassischer Wasserfall-Ansatz, bei dem das Projekt vorab vollumfänglich geplant und stringent umgesetzt wird, ist dafür zu träge. Vanessa Siemon, IT-Service-Manager bei EagleBurgmann, erklärt: „Agilität ist gelebter Change. Änderungswünsche sind in Projekten heute gang und gäbe. Wir alle wissen: Es bringt nichts, ein Projekt ein halbes Jahr lang zu konzipieren und dann zu glauben, alles läuft die nächsten drei Jahre genau nach Plan. Das wird nicht passieren.“

Tatsächlich sind Fehler in der Definitions- und Initialisierungsphase ein häufiger Grund, warum IT-Projekte scheitern, so eine Studie des Brancheverbands Bitkom. EagleBurgmann ist dank des agilen Vorgehens dagegen in der Lage, die Planung immer wieder an die Realität anzupassen und vorbereitet auf neue Anforderungen aus den Fachbereichen an den Onlineshop zu reagieren. „Das wiederum bedeutet kürzere Time-to-Market und damit bessere Skalierbarkeit und höheren Umsatz“, so Vanessa Siemon. Mit seinem modernen Ansatz übernimmt EagleBurgmann eine Vorreiterrolle. Denn eine Studie der Hochschule Karlsruhe zeigt: Im internationalen Vergleich hinken deutsche Unternehmen beim Einsatz von agilen Entwicklungsmethoden hinterher.

Im Video: Vanessa Siemon, IT-Service-Manager bei EagleBurgmann. über agiles IT-Projektmanagement auf dem Mittelstandsforum 2024
Quelle: All for One/YouTube

So funktioniert agiles Arbeiten in der Praxis

Mit All for One hat EagleBurgmann einen Partner gefunden, der das agile Mindset teilt und die moderne Projektmethodik lebt. „Wir hatten einen Sprint, in dem beide Dienstleister parallel gearbeitet haben und die Übergabe stattfand. Durch den agilen Modus hatten wir mit All for One innerhalb von zwei Monaten alle Unklarheiten zu 80 Prozent aus der Welt geräumt“, freut sich Vanessa Siemon. Das Wichtigste daran: Der tägliche Betrieb wurde vom Dienstleisterwechsel nicht spürbar beeinträchtigt. Stück für Stück wurde der Shop optimiert. In Zwei-Wochen-Sprints setzte das Development-Team Anpassungen um und testete diese in einem vierstufigen System in unterschiedlichen Detailgraden automatisch und manuell, bevor Änderungen live geschaltet wurden. Die Retrospektive begleitet das Team dabei stets als wertvolle Konstante: im Zwei-Wochen-Rhythmus werden Ziele und Ergebnisse abgeglichen und die nächsten Schritte besprochen.

Das Ergebnis spricht für sich – Kunden profitieren nun etwa von einer optimierten Suchfunktion und mehreren Produktdetails. Und auch für den Fachbereich gab es eine Wende zum Positiven durch Anpassungen in punkto Geschwindigkeit. Ein wichtiger Faktor, wenn es etwa um das Bereitstellen von Produktinformationen geht. Oft sind es die kleinen Anpassungen, die auf Nutzerseite den großen Unterschied machen. So geht gelebte Customer Experience im E-Commerce – umgesetzt mit agilen Methoden.

Vortrag ab sofort als Replay
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5 Tipps für den agilen Wandel

Ein Praxisbericht am Mittelstandsforum 2024: In ihrem gemeinsamen Vortrag "Knackpunkte für einen erfolgreichen agilen Implementierungsmodus - im Onlineshop von EagleBurgmann" geben Vanessa Siemon und Ellen Burger 5 konkrete Tipps, wie der Wandel gelingt. Hier sehen Sie den kompletten Vortrag als Replay.

Hier geht es zum Vortrags-Replay!

Die richtige agile Methodik: Scrum vs. Kanban

EagleBurgmann wendet vorwiegend die Scrum-Methodik in Kombination mit Kanban-Boards an. Diese sind beliebte Frameworks für agiles Projektmanagement. Wie unterscheiden sich die beiden und welches ist am besten geeignet?

Bei Scrum entwickelt das Team in kurzen Intervallen eine funktionierende Teillösung, testet diese, lernt aus Fehlern und übernimmt die Erkenntnisse aus der Retro in den nächsten Sprint. Das Framework sieht klar definierte Rollen vor: Der Product Owner ist dafür zuständig, dass die Wünsche des Kunden erfüllt werden, während der Scrum Master das Team unterstützt und für die Einhaltung der Scrum-Regeln sorgt. Das Development Team entwickelt das Produkt. Es arbeitet eigenverantwortlich und interdisziplinär. Zusammen bilden diese drei Rollen das Scrum-Team, das kollektiv für den Projekterfolg verantwortlich ist. Dank diesem iterativen Vorgehen eignet sich Scrum vor allem für komplexe IT-Projekte, bei denen der Ausgang noch nicht feststeht. In einer Art Trial-and-Error-Prozess arbeitet sich das Team an die Lösung heran, geht aber sehr strukturiert vor und hat immer einen Release fähigen Stand.

Auch bei Kanban organisiert sich das Team selbst, wobei allerdings keine Rollen vorgeschrieben sind. Zentrales Steuerungs-Element ist das Kanban-Board, auf dem die zu erledigenden Aufgaben visualisiert werden. Dies erfolgt typischerweise in drei Spalten: „Zu tun“, „In Arbeit“ und „Erledigt“. Es gibt keine Sprints, vielmehr liegt der Fokus auf einem kontinuierlichen, effizienten Arbeitsfluss. Die Tasks wandern je nach Bearbeitungsstand von links nach rechts, sodass alle Teammitglieder jederzeit nachvollziehen können, wo das Team mit seinen Aufgaben steht. Neue Aufgaben können jederzeit im Board aufgenommen werden. Auch eine Repriorisierung ist möglich. Kanban eignet sich daher sehr gut für temporär begrenzte Projekte mit kleineren Teams.

Scrum versus Kanban muss keine Entweder-oder-Entscheidung sein. In der Praxis kombinieren viele Unternehmen – wie auch EagleBurgmann – die beiden Frameworks. Sie arbeiten zum Beispiel in Sprints, visualisieren das Projekt aber in einem Kanban-Board.

Agile Zusammenarbeit
vanessa siemon - eagleburgmann
vanessa siemon - eagleburgmann

5 Tipps aus der Praxis von Vanessa Siemon

Wie funktioniert agile Zusammenarbeit am besten? Das rät die IT-Managerin:

  1. Die Retrospektivphase ist weit mehr als ein „Wer hat was falsch gemacht?“-Meeting. Sie dient vielmehr als Plattform für konstruktives Konfliktmanagement und Teamcoaching. Jedes Mitglied hat die Möglichkeit, offen Kritik zu äußern und Verbesserungsvorschläge zu Prozessen einzubringen – ohne Schuldzuweisungen, sondern mit dem Ziel, als Team zu wachsen.

  2. Transparenz fördert das gegenseitige Vertrauen. Wenn alle Karten auf den Tisch gelegt werden, Probleme offen angesprochen und gemeinsam gelöst werden, entsteht ein starker Zusammenhalt im Team.

  3. Anstatt Spezialisten aus verschiedenen Abteilungen für einzelne Aufgaben zusammenzurufen, arbeitet ein multifunktionales Team von Anfang bis Ende gemeinsam an der Produktentwicklung. Es geht darum, unterschiedliche Fähigkeiten, Erfahrungen und Perspektiven zu vereinen. Technische Expertise ist ebenso gefragt wie Prozess-Know-how, Kundenverständnis und Kreativität.

  4. Agilität ist keineswegs gleichbedeutend mit Chaos und Beliebigkeit. Im Gegenteil: Klare Strukturen, sorgfältige Planung und Fokussierung sind die Schlüssel für erfolgreiche agile Prozesse. Allerdings in einem kürzeren und kleineren Rahmen. Auch in der Agiliät können Teams nur mit einem soliden Rahmen, der ihnen Ruhe und Fokus bietet, ihr volles Potenzial entfalten.

  5. Fehlerkultur: Fehler sind im agilen Kontext der Schlüssel zum kontinuierlichen Lernen und Verbessern. Anstatt sie zu fürchten und zu verheimlichen, sollten sie offen angesprochen und sorgfältig analysiert werden. Nur so lassen sich Erkenntnisse für künftige Optimierungen gewinnen.

Die geeignete Technologie für agiles Arbeiten

Neben der Projektmanagement-Methodik ist auch die Wahl der geeigneten Technologie entscheidend für den Erfolg eines aglilen Projekts. EagleBurgmann hat seinen neuen Onlineshop mit Hilfe von Azure DevOps umgesetzt. Durch die umfassende Plattform lässt sich ein Projekt aus ähnlichen Bestandteilen wie Atlassian zusammensetzen und ermöglicht eine nahtlose Bereitstellung und Dokumentation von Entwicklungen. Durch die einfache Organisation mithilfe dieses Tools kann das Kundenerlebnis schnell und nachhaltig verbessert werden. Damit verbessert Azure DevOps die Kommunikation und Kollaboration, im Team – aber auch mit Kunden und anderen Partnern.

Hinzu kommt: Cloud-Technologie selbst fördert einen agilen Ansatz: Sie lagert Infrastruktur-Aktivitäten an Spezialisten aus, stellt entsprechende Schnittstellen in größerem Maße zur Verfügung und erleichtert dadurch einen Fokus auf Neuentwicklung und nachhaltige Auslieferung. Dies erlaubt Teams, schnell auf wechselnde Anforderungen zu reagieren. EagleBurgmann nutzt deshalb die SAP Commerce Cloud für den Onlineshop.

Fazit: Onlineshops agil optimieren

Agiles Arbeiten verbessert Onlineshops kontinuierlich durch enge Zusammenarbeit und Kundenfeedback. Für Unternehmen bietet dieser Ansatz eine wirkmächtige Strategie, um schnell auf Markttrends und Kundenwünsche zu reagieren. Selbst ein Dienstleisterwechsel muss nicht zu Verzögerungen führen. Mit einem erfahrenen Partner lässt sich der Übergang reibungslos gestalten und die Online-Präsenz zügig optimieren. Mehr zu B2B-E-Commerce und wie Unternehmen mit einem Onlineshop durchstarten, erfahren Sie in diesem Artikel: B2B E-Commerce: Wie Unternehmen mit Onlineshops durchstarten (mittelstand-heute.com)

Quelle Aufmacherbild: KI-Bild erstellt mit Midjourney