Die Krise verstehen, die Chance ergreifen
New Work und Digitalisierung: Was machen B2B-Unternehmen richtig, die in der Krise aufblühen? Zwei IT-CEOs verraten ihre Erfolgsgeheimnisse.
New Work und Digitalisierung: Was machen B2B-Unternehmen richtig, die in der Krise aufblühen? Zwei IT-CEOs verraten ihre Erfolgsgeheimnisse.
Während manche Unternehmen den Anschluss verlieren, blühen andere in Krisen auf. Da drängt sich die Frage auf: Gibt es neben vielen ungünstigen hier oder günstigen Rahmenbedingungen dort doch noch etwas anderes, das die eine Seite falsch und die andere richtig macht? Schließlich sehen sich doch die einen wie die anderen seit nun schon zwei Jahren mit einer Pandemie konfrontiert, die sowohl die nationale als auch die globale Wirtschaft kräftig aufmischt.
Während jedoch zu Beginn der Corona-Krise jegliche Maßnahmen der Politik zunächst temporär wirkten, sieht die Realität inzwischen ganz anders aus. Langsam, aber sicher, verabschiedet sich für Unternehmen die Hoffnung, dass mit dem Ende der Pandemie die gewohnte Arbeitswelt zurückkehren wird. Matthias Götz und Lukas Kerschbaum, Managing Directors des IT-Dienstleisters B4B Solutions, wissen, wie sich vermeintliche Arbeitswelt-Probleme in New-Work-Möglichkeiten transformieren lassen und mit welchen Strategien B2B-Unternehmen zur Gewinnerseite gehören.
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Matthias Götz: Es hat sich gezeigt, dass viele Unternehmen viel robuster sind, als man vorher geglaubt hat. Sie verdauen eine Krise schneller als gedacht. Außerdem hat sich gezeigt, dass Digitalisierung der Schlüssel zu Resilienz und Zukunftsfähigkeit ist. Denn die Pandemie konnte definitiv denjenigen Unternehmen weniger anhaben, die schon früh die Digitalisierung in Angriff genommen haben. Im besten Fall haben sie die Krise gar nicht gespürt, sondern ihre Geschäftsfelder sogar noch ausgebaut.
Lukas Kerschbaum: Was sich für mich rauskristallisiert ist, dass wir viele Aspekte unter neuen Vorzeichen überdenken müssen. Das gilt für vermeintlich kleine Details wie Reisetätigkeiten oder die Veranstaltungsplanung zur kalten Jahreszeit, die auch weiterhin eine Herausforderung bleiben werden. Aus Sicht eines IT-Dienstleisters, der vorwiegend im B2B-Bereich Unternehmen zu Customer Experience berät, kann ich nur weiterhin betonen: Das digitale Kundenerlebnis ist wichtiger denn je.
Matthias Götz (links) und Lukas Kerschbaum (rechts) verraten ihre Erfolgsgeheimnisse aus zwei Jahren Pandemie. Bild: B4B Solutions
Matthias Götz: Die Krise hat einmal mehr bewiesen, dass Nähe zu Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht unbedingt etwas mit räumlicher Nähe zu tun hat. Vielmehr lassen sich gänzlich neue Möglichkeiten finden, um mit seinem Team zu interagieren oder um die Zusammenarbeit zwischen den Fachbereichen zu verbessern. Die Kombination von Unternehmenskultur und Digitalisierung ist hier erfolgsentscheidend. Und das setzt sich auch in der Beziehung zu meinen Kunden fort und schlägt sich in der Art und Weise nieder, wie sie mein Unternehmen erleben.
Übertragen auf die Arbeitswelt im Vertrieb bedeutet das: Wenn ich keine Vor-Ort-Termine bei meinem Kunden wahrnehmen kann, dann brauche ich andere Kanäle, um die Kundenbeziehung zu pflegen. Auch hier ist die Digitalisierung ein wesentlicher Faktor für Kundennähe, Geschäftsentwicklung und den Aufbau neuer Geschäftsideen und Möglichkeiten. Corona hat den Omnichannel-Vertrieb sicherlich nicht erfunden, aber das Bewusstsein für die Notwendigkeit kanalübergreifender Vertriebsstrategien bei Entscheidern und Mitarbeitern sicherlich geschärft.
Lukas Kerschbaum: Vieles wurde in kurzer Zeit möglich gemacht, ich denke an mobiles Arbeiten oder auch Trends im E-Commerce. Diese Aufbruchstimmung gilt es nun zu nutzen. Meines Erachtens befinden wir hier auf einem guten Weg.
Lukas Kerschbaum: Ich sehe viele Chancen auf uns zukommen, die sich unter dem Stichwort Individualisierung zusammenfassen lassen. Was vor Corona schon ein Trend war, darf nun nicht mehr ignoriert werden. Ich denke da etwa an individuelle Vorstellungen von Work-Life-Balance, die Unternehmen anerkennen müssen.
Was wir in den letzten Monaten gesehen haben, sind auf der einen Seite Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die es kaum mehr erwarten konnten, wieder zurück ins Büro zu kommen, die sich das Miteinander im Büro auch stärker wünschen und erwarten. Und es gibt diejenigen Kolleginnen und Kollegen, die den Mehrwert eines Homeoffice-Setups zu schätzen gelernt haben und nicht mehr missen wollen. Da gibt es kein besser oder schlechter, beide Vorstellungen von Arbeiten haben ihre Daseinsberechtigung. Was heißt das für Unternehmen? Es gibt nicht mehr nur ein Konzept, das flächendeckend umgesetzt wird. Und ein Kompromiss wie eine 3-Tage-Präsenzwoche wird den einen zu wenig und den anderen zu viel sein.
Matthias Götz: Wir haben alle unterschätzt, wie lang das wirklich dauert. Wir sprechen nicht mehr von einer einzelnen Krise, sondern von Herausforderungen, die in Wellen kommen. Es ist also noch nicht vorbei und nun gilt es, mit den Lehren der Vergangenheit zu arbeiten. Klar ist: Corona hat für einen Digitalisierungsschub gesorgt. Konsumenten haben eine gesteigerte Erwartungshaltung an digitale Kundenerlebnisse und da gibt es kein Zurück mehr.
Die IT-Branche steht mit Strategien zur Digitalen Transformation von Unternehmen bereit, so viel ist sicher. Unternehmen rate ich an dieser Stelle, zwischen dringend benötigten Quick-Wins und langfristigen Zielen zu unterscheiden und sich dann mit dem richtigen Digitalisierungspartner schnellstmöglich ans Werk zu machen. Gerade im B2B sehe ich hier großes Potenzial. Glücklicherweise wird unsere Gesellschaft immer resistenter – bislang nicht gegen Corona – aber sehr wohl gegen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise. Wir schaffen das.
Lukas Kerschbaum: Als Cloud-born Company haben wir hier einen klaren Startvorteil. Wir haben immer schon verteilt gearbeitet und leben die Cloud-DNA intern. Wir beobachten den Kulturwandel zu einer New Work Strategie auch bei unseren Kunden. Selbst traditionellere Unternehmen, bei denen die Anwesenheit beim Arbeiten früher das Maß aller Dinge war, reduzieren die sogenannte Facetime zunehmend.
Die Pandemie hat uns gelehrt, welche Rolle Vertrauen im Führungsstil einnimmt. Führungskräfte haben Mut zur Lücke bewiesen. Nur weil ich meine Mitarbeiterin, meinen Mitarbeiter nicht wie gewohnt persönlich sehe, heißt das noch lange nicht, dass sie oder er seine Arbeit nicht macht. Im Gegenteil, das Vertrauen führt vielmehr dazu, dass diese einen richtig guten Job machen.
Matthias Götz: Der Fachkräftemangel ist ein großes Thema, hier braucht es neue Strategien und Lösungsansätze. Ich bin davon überzeugt, dass Mitarbeitersuche mit derselben Intensität und Methodik betrieben werden muss, wie wir es aus dem Vertrieb kennen. Studierende werden mittlerweile direkt vom Ausbildungsplatz angeworben, ohne dass diese ein Bewerbungsschreiben aufgesetzt haben.
Das bedeutet für Unternehmen, dass sie mit demselben Einsatz, den sie für die Kundengewinnung betreiben, in die Akquise der Mitarbeiter gehen müssen. Als B4B Solutions sind wir sehr aktiv im Recruiting unterwegs, investieren bewusst in Employer Branding und setzen außerdem einen großen Schwerpunkt im Bereich der Ausbildung von Juniortalenten.
Matthias Götz: Digitalisierung steht ganz oben auf der Agenda. Unternehmen dürfen nicht mehr länger warten - das Thema Digitalisierung muss in all seinen Facetten angegangen sein. Wer sein Unternehmen nachhaltig erfolgreich aufstellen möchte, muss jetzt handeln und Datensilos auflösen, interne Prozesse optimieren und neue Geschäftsmodelle prüfen. Wer jetzt nicht den Zug erwischt, den bestraft das Leben. Das Thema digitales Kundenerlebnis ist sicher ein wesentlicher Teil dieser Digitalisierung, weil sowohl Mitarbeiter als auch Kunden mittlerweile daran gewöhnt sind, eine entsprechende Experience in der Verwendung ihrer Anwendungen zu haben.
Lukas Kerschbaum: Genau. Gerade im B2B-Bereich können Unternehmen mit smarten Kunden- und Serviceportalen einen zentralen Kontaktpunkt zu ihren Kunden schaffen und diesen kontinuierlich erweitern. Hier sind Unternehmen keine Grenzen gesetzt, die Plattform ist Ausgangspunkt für neue digitale Services bis hin zu neuen Geschäftsmodellen. Ich kann mit einem One-Stop-Shop eine zentrale Anlaufstelle für sämtliche Fragen zu Produkten und Services schaffen.
Kunden können sich über Self-Services rasch und unkompliziert selbst helfen oder über einen Chatbot ohne Zeitverzögerung Hilfestellungen beziehen. Mit einer Portallösung setze ich das Thema Individualisierung, in all seinen Facetten um. Im Maschinen- und Anlagenbau etwa bündeln wir auf einer derartigen Plattform innovative Features rund um Ersatzteilmanagement, Maschinenverwaltung und Wissensmanagement und legen die Basis für neue Geschäftsmodelle. Die Qualität und Skalierbarkeit einer IT-Landschaft entscheidet heute maßgeblich über die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen und eine durchdachte Plattformstrategie ist hierbei ein wichtiger Hebel.
Quelle Aufmacherbild: Rawf8/Stock.adobe.com