Am 10. November 2022 hat das Europäische Parlament die EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (Corporate Sustainability Reporting Directive, kurz CSRD) verabschiedet. Die CSRD zielt darauf ab, ein einheitliches und verbindliches Rahmenwerk zu schaffen, um Greenwashing zu beenden und die soziale Marktwirtschaft der EU zu stärken. Unternehmen werden künftig stärker zur Rechenschaft gezogen, indem sie regelmäßig Informationen über die gesellschaftlichen und ökologischen Auswirkungen ihres Handelns offenlegen müssen – das sogenannte ESG-Reporting.
Inhalt:
Für wen gilt das neue ESG-Reporting?
Für die bisher schon verpflichteten großen kapitalmarktorientierten Unternehmen gelten die neuen Regelungen zum ESG-Reporting erstmals für das Geschäftsjahr 2024. Ab dem Geschäftsjahr 2025 sind dann alle Unternehmen in der EU vom ESG-Reporting betroffen, die mindestens zwei der folgenden drei Kriterien erfüllen:
- Mehr als 250 Mitarbeiter im Jahresdurchschnitt
- Mehr als 40 Millionen Euro Umsatz
- Mehr als 20 Millionen Euro Gesamtvermögen
Ab 2026 sind zudem alle börsennotierten kleinen und mittleren Unternehmen betroffen.
Mittelständische Unternehmen müssen jetzt die notwendigen Schritte einleiten, um für das ESG-Reporting rechtzeitig auskunftsfähig zu sein. Denn: Wer die Pflicht zum Reporting ignoriert oder unzureichend erfüllt, muss mit empfindlichen Strafen rechnen. Es ist verständlich, dass die betroffenen Unternehmen die neuen Richtlinien zunächst als lästige Pflicht empfinden. In dieser Pflicht steckt dennoch die Chance, das Unternehmen an zukunftsrelevanten KPIs auszurichten.
Das sind die Vorteile der ESG-Berichterstattung für Unternehmen
Diese Vorteile bringt das ESG-Reporting für Unternehmen mit sich:
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Erhöhte Transparenz und Vertrauen: Durch die Offenlegung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Daten können Unternehmen das Vertrauen von Stakeholdern, einschließlich Kunden, Investoren und Mitarbeitern, stärken.
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Verbesserte Entscheidungsfindung durch ESG-Reporting: Nachhaltigkeitskennzahlen ermöglichen es Unternehmen, ihre Performance in Bezug auf Nachhaltigkeit zu messen und zu verbessern. Dies führt zu fundierteren und datenbasierten Entscheidungen.
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Wettbewerbsvorteile: Unternehmen, die ihre Nachhaltigkeitsbemühungen transparent kommunizieren, können sich von der Konkurrenz abheben und als verantwortungsbewusste und nachhaltige Marken positionieren.
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Regulatorische Konformität durch ESG-Reporting: Die Einhaltung der ESG-Berichterstattungs-Vorschriften hilft Unternehmen, rechtliche Risiken zu minimieren und Strafen zu vermeiden.
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Langfristige Wertschöpfung durch ESG-Reporting: Durch die Integration von Nachhaltigkeitsstrategien in die Unternehmensführung können Unternehmen langfristig wirtschaftliche und gesellschaftliche Vorteile realisieren.
Nachteile der ESG-Berichterstattung für Unternehmen
Die ESG-Berichterstattung bringt für Unternehmen zwar viele Vorteile mit sich. Es entstehen jedoch auch einige Nachteile, die Unternehmen berücksichtigen sollten:
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Hoher Aufwand und Kosten durch ESG-Reporting: Die Implementierung und Aufrechterhaltung eines ESG-Berichtssystems kann zeitaufwendig und kostspielig sein. Unternehmen müssen möglicherweise in neue Technologien und Fachkräfte investieren, um die erforderlichen Daten zu sammeln und zu analysieren.
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Komplexität und Datenqualität: Die Erfassung und Berichterstattung von ESG-Daten kann komplex sein, insbesondere wenn es um die Integration von Daten aus verschiedenen Quellen geht. Die Qualität und Konsistenz der Daten können ebenfalls eine Herausforderung darstellen.
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Regulatorische Unsicherheiten durch ESG-Reporting: Da ESG-Berichterstattungs-Vorschriften und -Standards sich ständig weiterentwickeln, kann es für Unternehmen schwierig sein, auf dem neuesten Stand zu bleiben und sicherzustellen, dass alle Anforderungen erfüllt sind.
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Reputationsrisiken: Wenn Unternehmen ihre ESG-Ziele nicht erreichen oder unzureichende Berichte vorlegen, können sie Reputationsschäden erleiden. Stakeholder könnten das Vertrauen in das Unternehmen verlieren, was sich negativ auf das Geschäft auswirken kann.
Um das geht es beim ESG-Reporting für Unternehmen: Die 10 wichtigsten ESG-Kennzahlen
Nachhaltigkeitskennzahlen bestehen aus drei Säulen: Aus Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungsaspekten und ergänzen das finanzwirtschaftliche Reporting eines Unternehmens. Zu den wichtigsten KPIs für das Reporting gehören:
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Wasserverbrauch: Diese Kennzahl betrachtet, wie viel Wasser ein Unternehmen verbraucht, recycelt, wiederbenutzt und speichert.
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Material und Abfälle: Diese Kennzahl überwacht den Verlust von Rohstoffen und die Auswirkungen der Abfallentsorgungspraktiken auf die Ökosysteme.
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Schadstoffe: Diese Kennzahl umfasst die vom Unternehmen verursachten Emissionen in Wasser und Boden.
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Krankheitsquoten: Diese Kennzahl berichtet über arbeitsbedingte Krankheiten und Verletzungen der Mitarbeiter sowie die Anzahl der Fehltage.
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Anti-Korruption und Bestechung: Diese Kennzahl dokumentiert Korruptions- und Bestechungsvorfälle sowie die Trainings zu diesem Thema.
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Diversität und Inklusion: Diese Kennzahl misst die Geschlechterverteilung innerhalb der Belegschaft und die ethnische Vielfalt eines Unternehmens.
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Fort- und Weiterbildung: Diese Kennzahl betrachtet die Teilnehmeranzahl und den Schwerpunkt der Weiterbildungen.
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CO2-Emissionen: Diese Kennzahl misst die Treibhausgasemissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
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Mitarbeiter: Diese Kennzahl umfasst Angaben zur Anzahl der Beschäftigten, dem Lohn und den Arbeitsbedingungen.
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Energieverbrauch: Diese Kennzahl misst den Energieverbrauch, die Energieeffizienz und den Anteil erneuerbarer Energien.
Effizient umsetzen: ESG-Reporting und Nachhaltigkeits-Performance-Management automatisieren
Die Automatisierung der ESG-Berichterstattung hilft Unternehmen dabei, ihre Nachhaltigkeitsleistung mit dem Reporting effizienter zu erfassen, zu analysieren und zu berichten. Das müssen Unternehmen beachten:
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Business-Analytics-Tools nutzen: Der Einsatz von Business-Analytics-Tools hilft Unternehmen dabei, Daten zu strukturieren, Ziele zu definieren, zu messen und zu verfolgen. Diese Tools unterstützen Unternehmen, die Auswirkungen, Chancen und Risiken ihrer Maßnahmen zu erkennen und im Blick zu behalten. Die Einführung digitaler Lösungen für das ESG-Reporting und die integrierte Planung kann so die Leistung und Effizienz von Unternehmen verbessern.
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Kontinuierliche Überwachung und Anpassung: Unternehmen sollten ihre Nachhaltigkeitsleistung kontinuierlich überwachen und bei Bedarf Anpassungen vornehmen. Dies umfasst die regelmäßige Überprüfung der Material Topics und der Nachhaltigkeitsziele.
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Datenintegration und -verwaltung: Ein robustes Supportsystem sowie regelmäßige Schulungen und Updates sind notwendig, um technische Probleme zu beheben und die kontinuierliche Nutzung der Analytics-Tools sicherzustellen. Die Integration zusätzlicher Datenquellen stellt hohe Anforderungen an die Flexibilität und Skalierbarkeit der Datenarchitektur.
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Moderne Reporting-Tools: Viele Unternehmen nutzen immer noch zeitaufwändige Methoden wie Excel für ihre Analysen. Die Einführung moderner Tools wie CRM- oder PowerBI-Reports kann die Effizienz und Genauigkeit der Analysen erheblich steigern.
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Sustainability Performance Management: Die Digitalisierung zur Steuerung der Nachhaltigkeitsleistung kann durch die Implementierung eines Sustainability-Performance-Management-Cockpits wie avantum actible erreicht werden. Dies ermöglicht es, die eigene Nachhaltigkeitsleistung zu optimieren und gleichermaßen davon zu profitieren.
ESG-Reporting: ein Fazit in 4 Punkten
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Das Interesse der Stakeholder an Nachhaltigkeitskennzahlen nimmt stetig zu.
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Mit einer Nachhaltigkeitsstrategie wird die Grundlage dafür gelegt, die Sustainability KPIs zu operationalisieren und zu verbessern.
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Sustainability KPIs bestehen aus Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungsaspekten und ergänzen das finanzwirtschaftliche Reporting eines Unternehmens.
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Durch den Einsatz der richtigen Tools können Sie Ihre ESG-Berichterstattungen automatisieren und die Dimensionen Nachhaltigkeit & Finanzen in einer integrierten Unternehmensplanung abbilden.
Quelle Aufmacherbild: KI-Bild mit Midjourney