
SAP Business Data Cloud – Evolution oder Revolution
Mit der SAP Business Data Cloud wurde nicht nur einen Paradigmenwechsel, sondern auch ein neues Produkt angekündigt - doch was ist daran wirklich neu?
Mit der Ankündigung der SAP Business Data Cloud (BDC) hat die SAP ihr Analytics Portfolio auf neue Füße gestellt. Neben den bereits bekannten Lösungen SAP Analytics Cloud (SAC) für das Reporting und die Planung und SAP Datasphere (DSP) als Datenmanagement Plattform werden unter dem „Schirm“ der Business Data Cloud neue Lösungen dem Portfolio hinzugefügt.
Was ist wirklich neu in der SAP Business Data Cloud?
Neu und ein interessanter Schritt ist die Integration von SAP Databricks, um den Bereich Machine Learning und AI zu stärken. In diesem Umfeld war die SAP bisher nicht überzeugend aufgestellt, vor allem wenn es um die Möglichkeiten für Data Scientists ging, die eher mit Pro Code arbeiten wollen. Diese Lücke hat man durch SAP Databricks geschlossen und die laut Gartner führende Lösung integriert. Die einzige Einschränkung bei SAP Databricks ist wohl, dass man kein Data Lakehouse aufbauen kann, da die Datenspeicherung immer im Object Store der BDC erfolgt.
Der Object Store ist ebenfalls eine Neuerung der Business Data Cloud, die in Zukunft eine zentrale Rolle einnimmt. Er wird für die zentrale Ablage von Daten verwendet und insbesondere die angekündigten Datenprodukte werden ihn nutzen. Physisch werden die Daten nicht in einer HANA Cloud Datenbank, sondern als Dateien im Dateisystem abgelegt. Bedenken bezüglich der Performance sind hierbei angebracht, die tatsächlich häufig benötigten Daten sollen aber weiterhin in der HANA Cloud abgelegt werden und nur die „kalten“ Daten in den Object Store gehen.
Auf den Datenprodukten bauen die neuen Insight Apps auf, die für die verschiedenen Lösungen der SAP (z.B. SAP S/4HANA Private und Public Cloud sowie die Line of Business Lösungen wie z.B. SAP SuccessFactors, Ariba) zur Verfügung gestellt werden. Neu ist hier, dass die Datenprodukte bereits im Quellsystem aufgebaut werden und damit die Entwicklerteams der jeweiligen Lösungen zuständig sind. Die Datenprodukte sollten somit auch die relevanten Daten des Quellsystems abdecken. Zudem wechselt man bei der Datenversorgung vom Pull zum Push. Die Daten aus den Quellsystemen werden per Push-Verfahren bei Änderungen im Object Store der Business Data Cloud aktualisiert. Auf den Datenprodukten aufbauend werden die Datenmodelle bis zum Analytic View in der DSP zur Verfügung gestellt. Hierauf aufbauend werden Insight Apps bereitgestellt, die Dashboards, Reports und AI-Funktionen zur Verfügung stellen. Die Insight Apps basieren derzeit auf den Möglichkeiten der SAC und sollen in Zukunft auch über BTP Pro Apps erweitert werden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Business Data Cloud ist die nahtlose Integration von Drittanbieter-Datenquellen. Dies ermöglicht es Unternehmen, nicht nur SAP-Daten, sondern auch Daten aus anderen Systemen zu integrieren und zu analysieren. Diese Offenheit ist besonders wichtig für Unternehmen, die hybride Datenlandschaften betreiben und sowohl SAP- als auch Nicht-SAP-Datenquellen nutzen.
Ist die Business Data Cloud somit eine Evolution oder eine Revolution?
Teils, teils möchte man sagen: Eine Evolution, weil jetzt aus bisher bereits vorhandenen Lösungen ein neues Gesamtpaket geschnürt wird. Da aber auch Teile der Business Data Cloud vollständig neu sind und den Leistungsumfang des SAP Analytics Portfolios deutlich erweitern, kann man aber auch von einer Revolution sprechen, mit der die SAP zu anderen Anbietern im Analytics Markt aufschließt. Bisher waren die angebotenen Analytics-Lösungen, z.B. mit der Microsoft Fabric, doch deutlich leistungsfähiger.
Mit der Business Data Cloud spielt die SAP aber insbesondere ihre Stärke im Umfeld der SAP Daten aus, da es anderen Anbietern am Markt schwer fallen wird, gerade die Semantik der SAP Datenmodelle in der Tiefe und Breite abzudecken, wie SAP dies selber kann. Die Bereitstellung der Datenprodukte, angereichert mit dem Wissen aus den einzelnen SAP Lösungen, kann daher der Game Changer für SAP sein, um auch im Analytics-Markt wieder stärker Fuß zu fassen.
Fazit
Die SAP hat mit der Business Data Cloud einen großen Schritt gemacht, aber sind damit andere Lösungen nicht mehr valide? Definitiv nicht, aber man muss sich genau anschauen, wo die Daten eines Unternehmens überwiegend liegen. Ist man sehr SAP-zentriert, macht ein genauer Blick auf die Business Data Cloud definitiv Sinn. Anderenfalls sollte man sich auch über Hybrid-Szenarien Gedanken machen, um SAP- und Nicht-SAP-Daten miteinander zu verbinden.
Durch die Offenheit der Business Data Cloud in Hinblick auf die Datenquelle sind auch Nicht-SAP-Datenquellen anbindbar, die Business Data Cloud kann hier aber nicht ihre Stärke mit den vorkonfigurierten Datenprodukten ausspielen.
Quellen
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